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Jeden Tag (D)ein Foto? Vom Runterkommen, Scheitern und Erinnern

Aktualisiert: 26. Juni

"Die Zeit rast!"

"Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen"


Diese Sätze haben wir vermutlich alle schon mal irgendwo gehört. Vielleicht haben wir sie sogar selber schon ausgesprochen. Und vielleicht haben wir sogar selber das Gefühl, ja sogar einen Schmerz damit, dass uns manchmal die Zeit durch die Finger zu rinnen scheint wie feiner Sand.


Dabei sind es nur die achtlos hingenommenen Tage, die fehlenden Erinnerungen, die uns diesen Eindruck verschaffen. Die kleinen Besonderheiten, die das Leben immer wieder mit sich bringt, ziehen nahezu unbemerkt an uns vorbei. Doch das muss nicht so sein, denn wir haben mit der Kamera einen Lebensbegleiter bei uns, der uns genau diese Besonderheiten zeigen und uns lange danach noch an sie erinnern kann.



Und genau dort kommt ein Foto-Projekt ins Spiel, an dem sich sicher schon viele einmal versucht haben. Oder zumindest davon gehört:


"Daily Foto",

"365-Tage-Projekt",

"52 Wochen"


Verschiedene Titel, die doch einiges gemeinsam haben, denn alle drei Projekte beschäftigen sich damit, den Alltag fotografisch in ein Projekt mitzunehmen, Erinnerungsanker zu schaffen und jedem einzelnen Tag die Wertschätzung für mindestens einen Moment entgegenzubringen.




Ein Neuanfang

Kurz vor dem Jahreswechsel nach 2025 wurde ich von Falk und Lars Ihring wachgerüttelt. In einer Sprachnachricht von Falk und einer zur gleichen Zeit erscheinenden Folge des Podcasts "Zwischen Blende und Zeit" kündigten die beiden ein neues Projekt zur (all-)täglichen Fotografie an. Ich hatte bereits 2022 ein Projekt dieser Art begonnen... und zur Jahreshälfte etwa reumütig ad acta gelegt. Doch der Gedanke, es noch einmal zu versuchen, gefiel mir. Und ich wusste (oder dachte zu wissen), was ich diese Mal anders machen müsste, um nicht so schnell wieder an meine Projekt-Grenzen zu stoßen.


Die Kinder waren krank, frische Luft unumgänglich, so dass wir zum Picknick an den Elbsee geradelt sind.
Die Kinder waren krank, frische Luft unumgänglich, so dass wir zum Picknick an den Elbsee geradelt sind.

Was aber macht überhaupt den Reiz eines Daily-Projekts aus?

Jeden Tag ein Foto machen? Gar kein Problem für mich. Seit ich im Januar 2018 mit meiner Sony α6300 meine fotografische Pause beendet habe, vergeht eigentlich kein Tag ohne Fotografie. Irgendeine Kamera ist immer dabei und wenn es ganz selten mal "nur" das iPhone ist.

Den Unterschied macht dieses Projekt aber dadurch, dass man jeden Tag ein - in meinem Fall genau ein - Bild macht, das eben zum Foto des Tages ernannt und als solches in die zugehörige Galerie geladen wird. Manchmal mache ich gezielt ein Foto, um mein Tagesfoto zu haben. Manchmal entscheide ich mich aber auch später aus den Bildern, die an diesem Tag entstanden sind, für ein Bild. Wer weiß schon mittags, was abends noch erinnerungswürdiges passieren könnte?


Nahezu immer ist es aber so, dass ich nicht am Tag selber das Bild aussuche und hochlade. Ab und zu fehlt mir die Zeit oder Muße dazu für mehrere Tage, sogar Wochen. Wenn ich dann endlich den Rappel bekomme und mehrere Tage nachträglich kuratiere, bearbeite und hochlade, bekomme ich umso mehr den Genuß dieses Projekts zu spüren:


Das Gefühl von "Die Zeit rast" weicht unverzüglich einem "Wow, das habe ich alles erlebt!"


Und das, obwohl ich manchmal für besonders wertvolle Ergebnisse gar kein inhaltlich zugehöriges Bild gemacht habe. Oft sind es Platzhalter, Randerlebnisse, Nebenschauplätze, die aber am Ende die Erinnerung an den ganzen Tag zurückholen können. Wann immer ich dann die ganze Galerie vor Augen habe, habe ich nahezu jeden Tag des Jahres wieder im Kopf. Was ich gemacht habe, mit wem ich wo meine Zeit verbracht habe. Manchmal, was ich zu Abend gegessen oder welchen Film ich abends geschaut habe. Und das tut unglaublich gut, denn es führt mir immer wieder vor Augen, wie aufregend, ereignisreich und lang unsere Lebenszeit sein kann, wenn wir uns nur ausreichend mit ihr beschäftigen.


Nicht meine Leica! Unser Bandfotograf Johannes kam mit Gitarre und Bananenbrot vorbei, um mit mir meinen Geburtstag bei einem Waldspaziergang nachzufeiern.
Nicht meine Leica! Unser Bandfotograf Johannes kam mit Gitarre und Bananenbrot vorbei, um mit mir meinen Geburtstag bei einem Waldspaziergang nachzufeiern.

Warum sind Daily-Projekte dann troztdem schwer durchzuhalten?

Bisher liest sich das alles ziemlich gut. Es ist einfach, es macht das Leben schöner, als Erinnerungsanker taugen auch Bilder, die nicht unbedingt zeigen, woran sie einen erinner sollen.

Und doch kommt nicht jedes 365er Projekt am Ende eines Jahres an. Nicht jedes Daily-Projekt wird zum fotografischen Dauerbegleiter. Aber warum?


Was meinen ersten Versuch 2022 zum Erliegen brachte, war die Komplexität, die ich dem Zeigen der Bilder aufgezwungen hatte. Auf meiner eigenen Fotowebseite (die ist mittlerweile abgeschaltet) hatte ich für jede Woche eine Unterseite angelegt. Der Upload war langsam und mühselig. Die Verlinkung der Seiten an die richtige Stelle war umständlich. Das Layout der Seite im Website-Baukasten schnell überfordert. Wenn ich dann mal eine oder zwei Wochen lang nicht geschafft hatte, meine Bilder hochzuladen, stand ich schnell vor einer mindestens Abend-füllenden Aufgabe. Das war zu viel!


Deswegen direkt hier ein Tipp: Solltest Du auch darüber nachdenken, ein Daily-Foto-Projekt zu starten, versuche Dir einen möglichst angenehmen Workflow zu schaffen. Es wird wahrscheinlich ein Moment kommen, an dem Du vielleicht ein paar Tage Upload nachholen musst. Wenn dadurch - wie damals bei mir - direkt Stress ausbricht, ist die Chance für einen Abbruch sehr groß.


Ich habe mich dieses Jahr deswegen für eine Google-Foto-Galerie entschieden. Der normale, kostenlose Google-Account bringt genug Speicherplatz mit, die Galerien sehen gut aus und sind unglaublich pflegeleicht. Gleichzeitig gibt es aber die Möglichkeit für Textblöcke und kleine Infotexte pro Foto, falls man doch ein paar geschriebene Worte loswerden will. Der Upload ist absolut pflegeleicht und Bilder werden erstmal automatisch nach Aufnahmedatum sortiert.


Meine Tochter Leonie genießt bei sanfter Frühsommer-Hitze die Aussicht auf das Mittelmehr auf der zerklüfteten Mauer am Strand von Side.
Meine Tochter Leonie genießt bei sanfter Frühsommer-Hitze die Aussicht auf das Mittelmehr auf der zerklüfteten Mauer am Strand von Side.

Der andere Faktor, der viele dieser Projekte zum erliegen bringt, ist sicherlich der innere Druck. Es liegt ja auch zu nahe, sich die immer gleichen Fragen zu stellen:


"Ist mein Foto gut genug?"

"Kann ich sowas denn posten?"

"Das ist ja was ganz anderes, als ich sonst fotografiere? Bin ich unglaubwürdig?"


Dieser innere Drang nach Vergleich, Perfektion und positiver Selbstdarstellung ist sicherlich menschlich. Die Gefahr ist aber groß, dass wir in Daily-Projekten genau danach suchen. Dabei ist ja genau das Erleben des Moments und die Erinnerung später daran anhand des Fotos das Kernziel. Ob das Bild hinterher einen Kritikerpreis für Fotografie gewinnen muss? Sicherlich nicht! Der Mut zur Unperfektion hilft nicht nur dem Projekt beim Bestehen, sondern auch uns selber dabei, zwangloser und befreiter zu fotografieren.


Ein Bild von meiner Wohnzimmerlampe erinnert mich daran, dass ich an diesem Tag durch viel Nachholarbeiten und einem neubegonnenen Nebenjob bis spät abends keine Kamera in der Hand hatte.
Ein Bild von meiner Wohnzimmerlampe erinnert mich daran, dass ich an diesem Tag durch viel Nachholarbeiten und einem neubegonnenen Nebenjob bis spät abends keine Kamera in der Hand hatte.

Und ein Tipp zum Schluss:

Es kann immer mal wieder vorkommen, dass Du an einem Tag abends feststellst:

Ich habe noch gar kein Foto gemacht!


Nimm Dir an dieser Stelle ruhig heraus, ein Platzhalterfoto zu machen. Falk zitiert an dieser Stelle immer gerne den "Zeh, der aus der Bettdecke herausschaut". Aber auch die leere Kaffeetasse auf dem Tisch, die Grünlilie auf der Fensterbank in der Küche oder der Autoschlüssel, der am Schlüsselbret baumelt sind erlaubt. Vielleicht erinnern Dich diese "Platzhalter", die Du prinzipiell jeden Tag fotografieren könntest, am Ende ja doch daran, warum Du sie genau an diesem Tag für ein Notfall-Foto als Motiv erkoren hast.


Ich wünsche Dir ganz viel Spaß, Freude und tolle Erinnerungen mit Deinem Daily-Fotoprojekt!

Teil gerne Deine Erfahrungen, Fragen und Gedanken mit uns in den Kommentaren!




 

Die Klicktipps*

Michaels 365-Tage Projekt:


Falks und Lars' Podcastfolge dazu:


Vieles mehr zu Daily Projekten im Freundeskreis:


1 Σχόλιο

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Andreas
vor 3 Tagen

Hallo Michael,

genau den Weg gehe ich auch und dein Tipp mit der Google-Galerie hat bei mir das Archivieren und Zeigen einfacher gemacht. Und letztendlich geht es mir gar icht ums Zeigen, sondern Erinnern. Der Wert des ganzen wir sich erst in der Zukunft zeigen, wenn wir mal in 10|20 Jahren auf die Bilder schauen. Und ich merke jetzt schon, wie das täglich Beschäftigen mit Motiven meine Fotografie weiterentwickelt, so ganz "nebenbei"...

Liebe Grüße Andreas

Schon oft fotografiert, unsere Hortensie im Garten. Trotzdem sollte sie auch dieses Jahr wieder mal als Tagesmotiv herhalten. Enddeckte den Blich durchs Fliegengitter am Fenster und so wird ein einfaches Motiv mit einer Erinnerung an diesen Tag geschaffen und jetzt geniesse ich diesen Blick weiterhin…

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